16. März 2015

Einmal Klischee bitte

Ich finde es immer wieder erstaunlich, was für kluge Ratschläge ich für andere haben kann.
Ich kann so voller Mitgefühl sein und Verständnis für jeden noch so kleinen Zweifel haben. 

Und wenn es mich selbst betrifft?
Ich stehe nun vor der Aufgabe mich mit so vielen neuen Themen zu beschäftigen:

eine Hebamme finden, wo mache ich einen Geburtsvorbereitungskurs, wo möchte ich entbinden, Elterngeld, Mutterschaftsgeld, Kindergeld, Sorgerecht, Betreuungsgeld, Kinderzuschlag, Vaterschaftsanerkennung, wer macht was? Wo bekomme ich welchen Antrag? Wann muss was beantragt werden? 

Wenn es mich, wie in diesem Fall selbst betrifft,dann
kommt meist sofort das Klischee Denken durch: 
Hilfe annehmen bedeutet in meinem Fall Schwäche zu zeigen.

"Ach Hanna, nun stell dich mal nicht so an.
Reiß dich etwas mehr zusammen, dann kannst du das auch allein schaffen.
Es gibt andere, die diese Hilfe viel nötiger hätten. 
Was sollen denn deine Freunde von dir denken?
Ich denke du bist wieder stabil, warum schaffst du es dann nicht selbst 
dich um diese Dinge zu kümmern?
Du hast fast den ganzen Tag Zeit, dann kannst ja wohl mal recherchieren und ein paar Telefonate führen!" 

Letzte Woche habe ich es dann tatsächlich geschafft zur pro familia zu gehen.
Ich saß dort im Wartebereich und hatte als erstes den dringenden Wunsch wieder zu flüchten.
Ich habe mich sehr unwohl in meiner Haut gefühlt, so schwach und hilfebedürftig.
Nachdem ich mit einer Mitarbeiterin und einer Praktikantin zusammen saß habe ich einmal tief durchgeatmet und als erstes von meinem Wunsch wieder zu flüchten berichtet.

Und in diesem Moment habe ich einen Unterschied bemerkt.
Früher hätte ich, wenn ich es überhaupt geschafft hätte diesen Termin zu vereinbaren und auch tatsächlich hin zu gehen, dem Wunsch zu flüchten nachgegeben und wäre einfach wieder gegangen und hätte mich zu Hause unter der Decke versteckt. 
Voller Scham. 

Der Unterschied: Ich habe von meinen Ängsten und Gefühlen berichtet, habe sie ausgesprochen und ihnen so die Macht und ihre vermeintliche Bedrohung genommen. 


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Top!

Anonym hat gesagt…

Liebe hanna,

Ich finde es super und ganz arg mutig, dass du zu pro familia gegangen bist. Ich kann deinen Impuls, zu flüchten, sehr gut verstehen. Es hat so was von schwachsein, sich Hilfe zu holen. Aber deine Erkenntnis, nämlich dass die Gedanken ihre Bedrohung verloren haben, ist Gold wert!!! Da bist du wirklich auf einem guten Weg zum gesundwerden!

Wenn du magst, kann ich dir gerne noch Tipps bezüglich Schwangerschaft, elterngeld, Hebamme etc geben
Ich musste gerade wegen dem Geld auch oft bei Freunden nach fragen.kapiert ja auch in Deutschland mit seinen Formularen keiner!;p

Wenn du mir deine Mail Adresse schreibst,können wir gerne Kontakt aufnehmen ( möchte meine ungern öffentlich machen)

Ganz liebe grüße alina