5. September 2014

Ein Versuch

Ein Versuch SIE zu erklären
Ihr ein Gesicht zu geben

Gedanke: Einsamkeit….

Du wachst auf und fühlst dich einsam. 
Nicht einsam im Sinne von „es ist gerade keiner zu Hause“ sondern leer. 
Dieses große Gefühl in dir, was beginnt sich in deinem Körper auszubreiten. 
Es wird von Sekunde zu Sekunde, von Minute zu Minute, von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag größer. 
Es breitet sich aus, nimmt ihren Platz ein, nimmt dir die Luft zum atmen. 
Diese Einsamkeit, dieses Gefühl, diese Leere. 
Sie schleicht sich an, du bemerkst sie kaum und plötzlich ist sie da. 
Du lässt sie, denn „das ist doch normal“… „jedem geht es doch mal so“ …“gib ihr nicht wieder so viel Bedeutung“.

Du lässt sie da, in deinem Körper in deinem Kopf…doch sie beginnt zu wachsen. 
Die Gedanken beginnen wieder zu kreisen…

„Wer bist du“ „Wer bin ich?“ „Warum bin ich?“ „Habe ich eine Aufgabe?“ „“Braucht man mich?“ „Bin ich wichtig?“  

Nein, es sind nicht die Gedanken dem allen ein -Das- Ende zu setzen. 
Es sind Fragen, Gedanken, die dich täglich kleiner werden lassen. 
Du wirst kleiner, schmaler, unbedeutender, weniger du selbst. 

Und das schafft Platz, Platz für die Leere, die Einsamkeit in dir. 
Und ohne, dass du es möchtest hast du ihr den Platz geschaffen um größer zu werden… 
und sie wächst wieder ein kleines Stück mehr in dir.

Und dann irgendwann, sie ist so verdammt groß geworden und du so klein, beginnt sie dich zu lähmen. 
Sie drückt mit all ihrer Kraft und will den Platz für sich beanspruchen. 
Das bisschen, was du dir noch bewahren konntest wird von ihr gepackt. 
Irgendwann, meist ganz still und leise.

Sie ist so groß, so mächtig, so hungrig und doch hörst du sie nicht. 
Sie kündigt sich nicht an. Sie sagt nicht 

„Hey, Hallo hier bin ich…kennst du mich noch? 
Ach ich wollt mal vorbei schauen. Sehen wie es dir geht.  Hast du vielleicht einen kleinen Platz für mich frei? Ich bleibe auch nicht lange. Muss nur mal kurz verschnaufen.“

-setzt sich und grinst-

Nein, so ist das nicht. Du merkst es nicht, denn so groß, laut und unangenehm sie auch ist, sie ist so leise klein und warm wenn sie kommt. Sie umhüllt dich mit ihrer Wärme.

Geborgenheit? Empfindest du vielleicht sogar das? Du kennst sie, sie ist dir nicht fremd…Es kostet dich keine Kraft sie wachsen zu lassen.

Doch nun ist sie da. Sie ist in dir. 
Und wo bist du? Noch da? Ach wer bist du überhaupt? 

Bist du vielleicht sogar SIE???

Nein nein, das ist es nicht. Du hast es bemerkt, sie ist wieder da. 
Willst du das? Nein, natürlich nicht! 
Du schreist, wirst laut, versuchst dich zu wehren, windest dich, deinen Körper, deine Gedanken. Doch sie ist da. 
Sie geht vielleicht einen Schritt bei Seite. Schaut zu, wie du dich mit deiner letzten Kraft windest und kämpfst. 
Doch sie ist mit dir verbunden sie lässt dich nie ganz los.  

Luft, Luft…du brauchst Luft, Platz zum atmen. 
Sie macht einen Schritt, lässt dir den Freiraum…du holst ein letztes Mal tief Luft. 
Merkst wie sich deine Lungen mit Luft füllen, wie dein  Brustkorb sich wölbt…
du fühlst in diesem Moment, du spürst, dich, deinen Körper. 
Du atmest aus, dein Brustkorb senkt sich, dein Rücken rundet sich und sie legt ganz still ihre Arme um dich. Da ist sie wieder und sie ist so schön warm. 
Sie gibt dir die Geborgenheit die du brauchst. 
Sie atmet mit dir gemeinsam…ein-und aus- ein-und aus- 

Wer SIE ist? Sie ist mein Lebensbegleiter. Meine Depression.





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