24. September 2014

Wollen wir tauschen?

Kann seit einigen Tagen schon wieder so schlecht einschlafen.
Liege wach und starre in die Dunkelheit. 
Schließe ich die Augen, so schreien meine Gedanken mich an.

Hannaaaaa….Warum schläfst du noch nicht? Kannst wohl nicht schlafen was? Muss es nicht langsam mal besser werden? Wie lange soll das noch so gehen? Ist das  jetzt nur eine kurze Phase, oder muss ich mir jetzt wieder die Nächte mit dir um die Ohren schlagen? Ja ich weiß, dein Körper ist erschöpft und müde, aber mich beschäftigt doch noch so viel. 
Können wir das nicht erst einmal klären?

Ja gut, diese Nacht hast du gewonnen. Ich habe mich nach einigen Versuchen dazu entschlossen wieder auszustehen.

Ich habe einen Satz im Kopf, der mich seit einigen Tagen beschäftigt und den ich nicht verdrängen kann. 

„Ich fühle mich wie eine Versagerin.“
Großer Aufschrei….

Nein ich weiß, das ich keine Versagerin bin.
Habe ich ja auch nicht geschrieben. Ich fühle mich wie eine. 
Das macht einen großen Unterschied. 

Und da ist der allbekannte Satz… 
Das was ich denke/weiß und das was ich fühle/empfinde bekomme ich nicht in Einklang.

Natürlich habe ich in meinem Leben schon viel erreicht, das streite ich auch gar nicht ab, aber was ist mit dem Jetzt?

Sagt man nicht immer lebe im Hier und Jetzt?!
Dieser Satz wurde uns selbst in der Klinik immer wieder eingetrichtert!
Lebe achtsam im Hier und Jetzt!
("Achtsam sein" ist im Übrigen mein persönliches Unwort des Jahres!)

Ja scheiße, im Hier und Jetzt geht’s mir gerade echt mies und dann darf ich das nicht sagen?
Im Hier und Jetzt habe ich keinen Job, kein Geld, wenig Selbstbewusstsein, unregelmäßigen Schlaf, Versetze Kaffeedates weil ich es nicht aus dem Bett schaffe, habe Hunger weil ich keine Lust habe zu kochen, habe Kopfschmerzen weil ich den ganzen Tag vor dem Fernseher sitze und nicht raus gehe, fühle mich schlecht weil ich selbst für dich gerade nicht anders sein kann. Ich finde das gerade echt scheiße!

Und dann muss ich hören, dass es Menschen gibt die sagen
 „ So viel Freizeit wie du hätte ich auch gern“

Entschuldigung, darf ich kurz mal ausrasten?

Wir können gerne tauschen. 
Ich habe wieder einen Job, verdiene mein eigenes Geld (und muss meinen Partner nicht um zwei Euro bitten, damit ich mir einen Kaffee in der Stadt leisten kann. --- Ist ja auch gar nicht erniedrigend! ) 
und habe dafür weniger Freizeit. 
Schlechte Tage und auch mal eine Beziehungskrise?
Kein Problem. Das gehört ja dazu.

Du dafür wachst dann ab jetzt jeden morgen (wenn du es denn erst mal geschafft hast einzuschlafen) mit einem echt miesem Gefühl auf. 
Du schaust in den Spiegel ( wenn du es denn überhaupt schaffst an diesem Tag das Bett zu verlassen) und siehst ein fahles Gesicht mit leeren, traurigen Augen und fettigen Haaren. 
Du hast eigentlich Hunger, aber Frühstück machen ist echt zu anstrengend. 
Oh, da fällt dir ein du bist ja heute eigentlich mit einer Freundin zum Kaffee verabredet. Scheiße, das ist ja schon in einer Stunde und du müsstest definitiv vorher duschen, denn du stinkst wirklich fürchterlich. 
Und dann….oh mist, jetzt hast du eine halbe Stunde ins Leere gestarrt in der Hoffnung das du gleich geduscht bist. 
Hat nicht geklappt. 
Das mit dem date wird jetzt nichts mehr, aber was jetzt? 
Anrufen? Nein, das ist dir viel zu unangenehm.
Eine Nachricht schicken ist zwar unpersönlicher, aber das könntest du machen. 
„Hey, sorry mir ist echt was voll wichtiges dazwischen gekommen, wir müssen unser Treffen verschieben.“ 
Du fühlst dich soooo schlecht dabei, aber sollst du die Wahrheit schreiben? 
„Tut mir leid, ich habe es nicht geschafft mich zu waschen.“  
Tja und dann merkst du wie unfähig du bist.


Aber was beschwere ich mich denn? Ich habe doch Freizeit im Gegensatz zu dir. 
Tut mir leid, habe ich vergessen. 

So, mal kurz wütend gewesen.
Vielleicht kann ich jetzt schlafen :)
Gute Nacht 

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