Seit dem ich aus der Klinik zurück bin habe ich in den letzten Tagen das erste Mal wieder Heimweh empfunden.
Die ersten Wochen zu Hause wollte ich einfach immer nur weg.
Weg von meinem Bett, meinem Sofa und den Wänden, die mich so sehr gefangen hatten.
Ich war zwischen ihnen eingesperrt und konnte die Tür nicht finden.
Zum Schluss hatte ich ja nicht einmal mehr die Kraft den Ausgang zu suchen.
Ich lag da, mit meinem flachen Atem und wartete... Worauf? Gute Frage...wahrscheinlich darauf, dass es irgendwann einfach aufhört... Aus welchem Grund auch immer...
So ein erdrückendes Gefühl, gefangen in den eigenen vier Wänden.
Das Heim, welches dir eigentlich Schutz und Erholung bieten soll.
Ein Gefängnis in dem selbst das Atmen schmerzt.
Und dann soll ich mit der Kraft, die ich in der Klinik acht Wochen lang hart erkämpft habe zurück?
Wo ich es doch geschafft habe sie endlich zu verlassen und mehr als die verbrauchte dicke Luft in ihr zum überleben zu inhalieren?
Jetzt gerade wird mir das alles klar... heute genau 12 Wochen später.
Ich war so enttäuscht von mir.
Acht Wochen von Zuhause weg, mit mir und IHR auseinandergesetzt, gelacht, geweint, verloren, nachgefragt, gewonnen, gekämpft, erkannt, verarbeitet, hinterfragt, zugehört, geschrien, bewegt, verstanden...dazugelernt...
Und nun komme ich nach Hause und wo ist all das geblieben?
Die vier Wände waren noch immer da und wirkten genau so bedrohlich wie zuvor.
Ich habe das alles nicht verstanden und war so unendlich traurig über die ganze Situation.
Der Kampf wirkte auf einmal wieder so unnütz und zum verlieren verurteilt.
Jeden Tag verließ mich mehr und mehr die Kraft, die ich doch so mühsam erkämpft hatte. Die Luft wurde wieder dünner und das Bett lockte mich doch einfach die Decke über den Kopf zu ziehen um nicht zu sehen was da gerade passiert.
Es war kaum auszuhalten und aus diesem Grund musste ich meine Sachen packen und gehen.
Viele haben das nicht verstanden und gesagt...
"Hanna du kannst nicht weg laufen"
"Nur weil du nicht mehr zu Hause bist sind deine Probleme nicht weg"
" Du musst dich damit doch auseinander setzen"
Natürlich habe ich das auch gedacht, aber ich habe auch gefühlt, dass es mir gut tut.
Ich hatte wieder die Kraft zu atmen, ohne das mein Brustkorb sich zuschnürt.
Ich konnte andere Menschen und die Natur wieder wahrnehmen und mich zusammen mit ihnen erleben.
Ich habe mich viel über SIE unterhalten und oft gegrübelt ob allein oder gemeinsam mit anderen, doch es war etwas anderes.
Es ging nicht 24 Stunden lang nur um "die kranke Hanna"
Ich wurde auch mal wieder nur als Hanna gesehen und nicht "die depressive Hanna"
Und genau das habe ich wohl gebraucht.
Wieder zu Hause angekommen ging es mir besser. Die Wände wirkten lange nicht mehr so bedrohlich auf mich und die Tür, der Ausgang aus diesem Heim war für mich wieder leichter zu finden. Ich konnte die Wohnung verlassen aber auch wieder zurückkehren.
Am Freitag habe ich dann erneut meine Sachen gepackt in voller Vorfreude auf dieses gute Gefühl weg zu sein. Doch es kam nicht.
Nach der ersten Nacht wachte ich auf und fühlte mich tief traurig und verloren.
Ich fing an zu weinen und war zunächst sehr verunsichert und konnte mir gar nicht erklären woher diese Traurigkeit kommt...
Doch dann fühlte ich es plötzlich....Heimweh...
Ich spürte Heimweh.
Und so verwundert ich über dieses Gefühl zunächst war, wurde mir auf einmal ganz warm ums Herz.
Klingt so als ob es aus einem billigem - wie sagt man- Groschenroman- stammt :)
Aber genau das habe ich gefühlt und jetzt bin ich wieder zu Hause und froh hier zu sein. In meinen eigenen vier Wänden, die mir wieder Schutz bieten und nicht nur noch eine Bedrohung darstellen.
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