Schon beim
Aufstehen hatte ich dieses bekannte Gefühl.
Doch ich
hatte mir ja vorgenommen es nicht mehr so wichtig zu nehmen und oft klappt es
ja auch und es bleibt unterschwellig da, bricht aber nicht über mich ein.
Heute hat es
nicht ganz geklappt.
Ich musste
und wollte das Haus verlassen um einen Brief weg zu bringen und etwas einzukaufen, denn ich möchte meinem Schatz heute Abend gern etwas leckeres kochen.
Das fertig machen
habe ich extra kurz gehalten und nur das Nötigste gemacht um für die Außenwelt
annehmbar zu sein. Für duschen und langes zurecht machen fehlte mir die nötige
Kraft und die brauchte ich sicher für mein Vorhaben.
Also schnell
die verschmierte Schminke um die Augen abmachen, die Wollmütze aufgezogen (Gott
sei Dank ist es nicht mehr so heiß, das man eventuell merkwürdig angeschaut
wird, weil man bei dem Wetter eine Mütze trägt- Haare waschen wäre einfach zu anstrengend!)
den schlabber Pulli unter der Jacke versteckt und los geht’s.
Die Autofahrt
ging noch ganz gut. Die längeren Ampelpausen sind hervorragend dafür geeignet
kurz die Augen zu schließen und tief ein-und aus zu atmen.
Auf dem
Parkplatz angekommen habe ich es schon kommen gefühlt.
Das
klopfende Herz, leichter Schwindel, schwitzige Hände und schneller Atem.
Scheiß
egal, ich zieh das jetzt durch, der Brief muss zur Post und ich will verdammt
noch mal etwas für dich kochen!
Doch schon
die ersten Schritte fallen mir schwer… Ich ignoriere es, naja ich versuche es
zumindest, denn das passt mir gar nicht.
Den Brief
gebe ich ab, dann geht’s durch die Schranke in die Gemüseabteilung.
Paniermehl,
ich brauche Paniermehl.
Es ist relativ viel los.
Die Menschen nehme ich nur
noch schemenhaft wahr. Ein Mitarbeiter studiert mit einem Kugelschreiber im
Mund die Angebote.
Eine Frau mit Kind im Einkaufswagen läuft an mir vorbei.
Ich komme
ins Stocken, kann mich nicht mehr richtig auf die einzelnen Schritte
konzentrieren.
Scheiße, es geht los und ich kann es dieses Mal leider nicht
aufhalten.
Wo kann ich hin, wo ist weniger los?
In die Getränkeabteilung?
Ein
kurzer Blick in diese Richtung zeigt mir viele durstige Menschen. Keine Option.
Meine Augen
füllen sich und ich greife zu meinem Handy.
„Hallo Maus ich bin es…Du musst mal
kurz mit mir reden…“
Dann laufen sie, die Tränen während ich auf die Maggi Tüte
im Regal starre.
Ich stehe
bei Edeka im Gang bei den Maggi Tüten und heul…na klasse!
Zehn Minuten stehe ich so vor dem Regal, heul
und höre dir zu.
Mein Atem beruhigt sich langsam wieder und auch ich bin in der
Lage zu sprechen.
Ob ich beobachtet werde kann ich gerade gar nicht wahrnehmen.
Ich stehe einfach nur da, versuche meine Füße auf dem Boden zu spüren und
lausche deiner Stimme, die mich langsam aber sicher wieder zurück holt.
Ich beginne
unter laufenden Tränen mit dir gemeinsam am Telefon die Dinge zu besorgen, die
ich zum kochen brauche, denn ich sehe es nicht ein den Laden unverrichteter
Dinge zu verlassen.
Du gibst mir
die nötige Unterstützung dafür.
Paniermehl, Sauce zum anrühren aus dem
Maggiregal .
Ich finde
sie relativ schnell, habe ja auch lange genug darauf gestarrt.
(Humor zu
haben ist eine gute Medizin!)
Und dann
brauche ich noch Fleisch. Mist, ich mag nicht das abgepackte kaufen, sondern
möchte es von Tresen. Oh mein Gott ich sehe bestimmt fürchterlich und total
gestört aus…
Egal, wir
machen das jetzt. Punkt!
Ich werde in
der Tat etwas unsicher angeschaut, wie ich da so stehe mit meinem Handy am Ohr,
Fleisch bestellend und mit laufenden Tränen.
Aber Hey,
ich habe bekommen was ich wollte.
So nun ab
zur Kasse. Mist mein Geld reicht natürlich nicht. Das Fleisch ist teurer als
gedacht. Moment, wenn ich überlege, dann kann ich das Paniermehl mit Karte
bezahlen, genau so viel müsste noch auf meinem Konto sein und dann kann ich das
Fleisch bar bezahlen, das müsste funktionieren.
Mittlerweile
ist es auch egal wie ich auf meine Mitmenschen wirke, der Zug seriös zu wirken
ist für heute abgefahren.
Ich frage
eine an mir vorbeilaufende Mitarbeiterin ob es möglich wäre vier Euro mit der
Karte zu zahlen. Sie beantwortet diese Frage zu meinem Erstaunen völlig normal
mit einem „Ja, natürlich, kein Problem“, lächelt und geht weiter.
Kurz vor der
Kasse verabschiede ich mich von meiner Retterin am Telefon, bezahle meinen
Einkauf mit Karte und Bargeld und gehe zum Auto.
Eingestiegen,
völlig erschöpft aber stolz auf mich es trotzdem geschafft zu haben gebe ich
ein lautes „Puhhh…“ von mir.
Das war mein
Freitagvormittag.
Mein Körper
schreit danach sich jetzt etwas hin zu legen, aber danach liebe Leute werde ich
etwas kochen, denn ich habe es geschafft heute einkaufen zu gehen!
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